Nitai-Bhakti - Wie geht das? - Nitai-Bhakti

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Nitai-Bhakti - Wie geht das?

Nitai-Bhakti - Sehr speziell und doch äusserst einfach

Im Srimad Bhagavatam spricht Prahlad Maharaj zu seinem Vater:

śravaṇaṁ kīrtanaṁ viṣṇoḥ
smaraṇaṁ pāda-sevanam
arcanaṁ vandanaṁ dāsyaṁ
sakhyam ātma-nivedanam

iti puṁsārpitā viṣṇau
bhaktiś cen nava-lakṣaṇā
kriyeta bhagavaty addhā
tan manye ’dhītam uttamam

    
„Ein Gottgeweihter erfreut den höchsten Herrn durch folgenden hingebungsvollen Dienst (Bhakti): Über ihn [seinen heiligen Namen, seine Gestalt, seine Eigenschaften, seinen Besitz, seine Lilas usw.] zu hören, zu singen oder zu sprechen und sich an ihn zu erinnern; den Lotosfüßen des Herrn dienen; ihm [im Tempel] Verehrung darbringen; zu ihm beten;  sein Diener werden; den Herrn als Freund betrachten und ihm alles hingeben [das heißt, jede Tätigkeit, jeder Gedanke und alle Gefühle sind darauf ausgerichtet den Herrn zu erfreuen]. Sein Leben vollständig – durch die Ausführung dieser neun Vorgänge – in den Dienst des Herrn zu stellen, betrachte ich als die höchste Gelehrsamkeit.“ (Bha 7.5.23-24)

Wie in der Krishna-Bhakti gelten von diesen neun Vorgängen die ersten drei als die Wichtigsten, also über Nitai und seinen Namen zu Hören, zu Chanten und sich an ihn zu Erinnern.
Doch was genau ist Hören, Chanten und sich an Nitai erinnern?
    
Hören (Shravanam)
Das Hören des heiligen Namens des Herrn bildet den Beginn des Bhakti-Yoga. Es genügt zwar, irgendeinen der neun Vorgänge auszuführen, aber dennoch bildet von der zeitlichen Reihenfolge her gesehen das Hören des heiligen Namens des Herrn den Beginn, und es ist von wesentlicher Bedeutung. Shri Chaitanya Mahaprabhu erklärte, dass das Singen oder sprechen (und gleichzeitige Hören) des heiligen Namens das verkörperte Lebewesen von der materiellen Lebensauffassung reinigt, die durch die verunreinigende Wirkung der drei Erscheinungsweisen (Gunas) der materiellen Natur erzeugt wird. Wenn der Schmutz aus dem Herzen gewaschen ist, kann man die Gestalt der höchsten Persönlichkeit Gottes erkennen. Durch Hören des heiligen Namen Gottes erreicht man folglich die Ebene, auf der man die persönliche Gestalt des Herrn versteht. Wenn man die Gestalt des Herrn erkannt hat, kann man die transzendenten (das heißt, die ewigen, nicht-materiellen) Eigenschaften des Herrn erkennen.
Während der Bhakta immer mehr fortschreitet in seiner Erkenntnis des heiligen Namens, der ewigen Gestalt des Herrn, seiner Eigenschaften und aller Gegenstände und Dinge, die mit dem Herrn verbunden sind, macht er mehr und mehr Fortschritt in Richtung des vollständigen Verstehens des Herrn. Wenn das Singen des heiligen Namens oder Beschreibungen der Gestalt, der Eigenschaften und der Umgebung des Herrn aus dem Mund eines Premabhakta gehört werden, ist dieses Hören und Singen ein großes Vergnügen.
Das Hören aus dem Srimad Bhagavatam, dem Chaitanya Bhagavat oder dem Chaitanya-Charitamrita gilt zusammen mit dem Hören des heiligen Namens als der wichtigste Vorgang des Hörens. Diese Schriften sind erfüllt mit dem Singen des heiligen Namens, der Gestalt, den Eigenschaften und dem Zubehör des Herrn, und deshalb ist das Vortragen und Hören dieser Schriften voll von transzendentem Wohlgeschmack (Rasa).
Je nachdem, zu welchem heiligen Namen sich der Bhakta hingezogen fühlt, kann er einen bestimmten Namen des Herrn hören und singen.
Im Bhagavatam  findet man folgenden Vers:
„Literatur, die den heiligen Namen, die Gestalt und die Eigenschaften des unbegrenzten höchsten Herrn beschreibt, kann sämtliche Sünden [und die daraus resultierenden karmischen Reaktionen] der Menschen überwinden. Selbst wenn solche Beschreibungen [oder Verse] nicht korrekt verfasst sind, werden sie von aufrichtigen Menschen gehört, gesungen und angenommen.“ (Bha 1.5.11)
Shridhara Swami, der geachtete Kommentator des Bhagavatam, bemerkt dazu, dass ein reiner Bhakta die Gesellschaft eines anderen reinen Bhakta ausnutzt, um von ihm über den heiligen Namen, über die Gestalt und über die Eigenschaften des Herrn zu hören. Wenn dies nicht möglich ist, singt oder spricht und hört er allein den heiligen Namen des Herrn.
Im gegenwärtigen Zeitalter des Kali (Kali-Yuga), werden dem Anwärter auf reine Bhakti insbesondere die Namen von Nitai und Gauranga nahegelegt. Doch die erfahrenen Praktiker empfehlen in erster Linie die Verehrung und Zuflucht beim Namen von Nitai (Nityananda), da er unterscheidungslos sämtliche Vergehen (Aparadhas) gegen den heiligen Namen übersieht und selbst den Aparadhis einen Hauch des Nektargeschmackes (Rasa) gewährt.

Chaitanya-bhagavata, Adi-khanda 9.385:
nityananda-hena bhakta sunile sravane; avasya paibe krsnacandra sei jane
Shripada Madhavendra Puri sagt:
"Wenn jemand einfach nur den Namen 'Nityananda' hört, wird er garantiert die Lotosfüsse von Shri Krishnacandra erreichen, unabhängig von allen anderen Überlegungen."

Cc Adi 11.33:
navadvipe purusottama pandita mahasaya, nityananda-name yanra mahonmada haya
Purusottama Pandita ein Bewohner von Navadvipa, wurde fast verrückt (vor Ekstase), sobald er den heiligen Namen von Nityananda hörte.

Cc Adi 11.34
balarama dasa -- krsna-prema-rasasvadi, nityananda-name haya parama unmadi
Balarama dasa kostete den Nektat der Liebe zu Krishna immer voll aus. Wenn er den Namen Nityananda hörte, geriet er völlig ausser sich vor Ekstase.


Chanten1 (Kirtanam)
Es wird empfohlen, laut zu singen. Narada Muni erzählt, dass er durch die ganze Welt reiste und dabei den heiligen Namen des Herrn sang.
Sri Gauranga schrieb:  
„Jemand, der sich niedriger dünkt als das Gras, der duldsamer ist als ein Baum, der jedem Achtung entgegenbringt, ohne Achtung für sich selbst zu erwarten, kann sehr einfach immer den heiligen Namen des Herrn singen.“
(Cc 3.20.21)

Das Singen der heiligen Namen ist für jeden glückverheißend, ob er einer so genannt niedrigen Gesellschaftsschicht angehört oder in Bezug auf seine Handlungen nicht über alle Zweifel erhaben ist. Irgendwelche körperlichen oder geistigen Fähigkeiten sind keine Voraussetzung für Fortschritt im spirituellen Leben, denn man braucht nur den heiligen Namen ohne Vergehen (Aparadha) zu singen und kann dadurch sehr leicht Fortschritt machen.
Das Chanten des heiligen Namen ist der sicherste Weg zur Verwirklichung seiner spirituellen Identität. Es gilt zudem auch als der wichtigste und einfachste Vorgang im spirituellen Leben.
Der wichtigste von den neun Vorgängen hingebungsvollen Dienens ist das (ständige) Chanten der heiligen Namen Gottes. Wer ohne Vergehen (niraparadhe) singt, spricht oder sich in den Namen versenkt, erlangt ekstatische Liebe zu Gott [die von unschätzbarem Wert ist].
(Cc 3.4.71)  

Hingebungsvoller liebender Dienst fängt mit Hören und Chanten über Gottes Eigenschaften, Namen, Formen, Lilas usw. an. Das regelmäßige Hören, Chanten und Erinnern an seinen heiligen Namen bildet jedoch das Zentrum, wie im folgenden Vers erklärt wird:
harer nama harer nama harer namaiva kevalam
kalau nasty eva nasty eva nasty eva gatir anyatha
Im gegenwärtigen Zeitalter des Kali gibt es gewiss keinen anderen Weg, gewiss keinen anderen Weg, gewiss keinen anderen Weg zur Befreiung [aus dem Kreislauf von Geburt und Tod] als den heiligen Namen von Hari, den heiligen Namen von Hari, den heiligen Namen von Hari [Krishna, Gott].

Dieser Vers aus dem Brihan-Naradiya Purana (38.126) wird vom Avatara dieses Kali-Zeitalters, Shri Gauranga Mahaprabhu, selbst erklärt:

„Im gegenwärtigen Zeitalter des Kali erscheint Krishna in der Gestalt seines heiligen Namens (nama-rupe krsna-avatara). Durch seinen heiligen Namen wird die ganze Welt Befreiung erlangen. Mit Nachdruck wird 'der heilige Name Haris' (harer nama) dreimal wiederholt. Und damit es alle Menschen verstehen, wird auch das Wort 'eva' [gewiss] dreimal wiederholt. Der Gebrauch des Wortes 'kevala' [nur] ist eine endgültige Entscheidung, die andere Vorgänge wie Jnana, Yoga (das mystische System), Tapasya (Entsagung), Karma [die in den Schriften empfohlenen glückbringenden frommen Handlungen] usw. ausscheidet. Jeder, der dies nicht annimmt, wird nicht befreit werden. Das ist der Grund für die dreifache Wiederholung von 'na asti' [nichts anderes]."
(Cc 1.17.22-25)

Chaitanya-charitamrita Adi-lila 8.23:
'nityananda' balite haya krsna-premodaya; aulaya sakala anga, asru-ganga vaya
Man erweckt seine Liebe zu Krishna ganz einfach durch das Chanten vom Namen 'Nityananda'.
So werden alle Glieder des Körpers von Ekstase geschüttelt, und Tränen fliessen aus den Augen wie die Wasser des Ganges.

Shrila Prabhupada schreibt:
„Je mehr man die Namen Krishnas ohne Vergehen singt, desto mehr beginnt man dieses Singen zu lieben. Daher ist Dienen in Form von Hören und Chanten über Krishna, der Anfang. Der nächste Schritt ist, sich immer an Krishna zu Erinnern. Wenn man auf vollendete Weise singt, und hört und den heiligen Namen verinnerlicht, wird man sich immer an Krishna erinnern. Erreicht man diese dritte Stufe, wird man zum größten Yogi.“2

Da das Chanten von Nitais Namen unter allen Umständen frei von Vergehen (Aparadhas) ist und weder an feste Regeln noch strikt an das Befolgen von Sadhana (Dienst nach bestimmten Regeln) gebunden ist, gilt das Chanten von Nitais Namen als der schnellste Weg die schlummernde Liebe zu Radha-Krishna zu erwecken.

Erinnern (Smaranam)
Es gibt fünf Arten von Erinnern:

  1. Die Verehrung einer bestimmten Form des Herrn erforschen,  
  2. seinen Geist auf ein Thema konzentrieren und die Tätigkeiten des Geistes wie Denken, Fühlen und Wollen von allen anderen Objekten zurückziehen,  
  3. sich auf eine bestimmte Form des Herrn konzentrieren (dies wird auch Meditation genannt),  
  4. seinen Geist ununterbrochen auf die Form des Herrn konzentrieren (dies wird dhruvanusmriti oder vollendete Meditation genannt), und
  5. Erwecken eines Geschmackes (Rasa) an der Konzentration auf eine bestimmte Form (Samadhi oder Trance).  
 
Konzentration des Geistes auf bestimmte Spiele des Herrn (Lilas) wird ebenfalls als Erinnern bezeichnet. Doch die Erinnerung an den heiligen Namen steht im Vordergrund, insbesondere für jene, die ihre schlechten Angewohnheiten (Anarthas) und die Vergehen (Aparadhas) gegen den heiligen Namen noch nicht überwunden haben. Denn die Kraft von Nitais Namen kann die Form und die Spiele des Herrn jederzeit offenbaren! Daher wird dem Aspiranten Geduld und Vertrauen in die Kraft des heiligen Namens angeraten.

Die Wichtigkeit des ständigen Erinnerns wird in allen Schriften betont:
„Durch seine [Gaurangas] Gegenwart und sogar durch Erinnerung an ihn wird die gesamte Welt befreit.“
(Cc 2.16.175)
„Wer immer sich im Augenblick des Todes, wenn er seinen Körper verlässt, an mich [Krishna] erinnert, erreicht sogleich mein ewiges Reich. Darüber besteht kein Zweifel.“
(Bg 8.5)
„Wer über den höchsten Herrn meditiert, indem er seinen Geist ständig darin übt, sich an mich [Krishna] zu erinnern, und von diesem Pfad nicht abweicht, o Arjuna, wird mich sicherlich erreichen.“
(Bg 8.8)
„Arjunas ständige Erinnerung an die Lotosfüsse Shri Krishnas, vergrößerte seine Hingabe rasch, und folglich verschwand aller Unrat aus seinen Gedanken.“  
(Bha 1.15.29)
„Man sollte sich stets an Vishnu [oder eben Nitai] erinnern und ihn zu keiner Zeit vergessen. Alle Gebote und Verbote, die in den Schriften erwähnt werden, sollten die Diener dieser zwei Prinzipien sein.“
(Vers aus dem Padma Purana, zit. in Cc 2.22.113)
„Während man seine Pflichten auf Anweisung Shri Krishnas, des höchsten Herrn, erfüllt, erinnert man sich ständig an ihn, an seine Namen und Eigenschaften.“  
(Bha 1.5.36)
„Wir handeln im Grunde nicht mit unserem Körper, sondern mit unserem Geist und unserer Intelligenz. Wenn also unsere Intelligenz und unser Geist immer in Gedanken mit dem höchsten Herrn beschäftigt sind, dann sind unsere Sinne natürlicherweise ebenfalls in seinem Dienst tätig.“3


Luftschreiben (Vayulekhan)
In Indien ist es seit unvordenklicher Zeit üblich, die heiligen Namen Gottes zu schreiben. Man findet sie überall an Häusern, Bäumen oder an den Körpern ihrer Verehrer.
Wie das Hören, Chanten und sich an Nitai erinnern, dient das Schreiben (Lekhan) seines Namens der vertieften Meditation.

Mehr dazu unter dem Artikel "Luftschreiben".


Welche Methode ist vorzuziehen?
Man darf festhalten, der Begründer oder besser Wiedererwecker der Verehrung der heiligen Namen Gottes, Sri Gauranga Mahaprabhu, betonte das gemeinsame Chanten des heiligen Namens (Harinam Samkirtan). In der westlichen Gesellschaft ist allerdings das Auffinden von Gleichgesinnten relativ schwierig, womit das individuelle Chanten und sich an den Namen erinnern in den Vordergrund rückt (lautes Chanten beinhaltet gleichzeitig das Hören).
Alle neun Vorgänge können allein für sich zur Vollkommenheit der Gottesliebe führen. Dennoch wird für unser Zeitalter des Kali-Yuga das Hören, Chanten und Erinnern des heiligen Namens hervorgehoben.

Siehe auch Harer Nama - Der heilige Name Gottes auf meiner Bhakti-Yoga-Homepage, welche die dahinter liegende Philosophie ausführlich erklärt.


1 Chanten (vom engl. to chant) – singen, sprechen oder flüstern. Man kann im Geiste,  also lautlos, leise für sich persönlich (zum Beispiel mit einer Holzperlenkette, Japa) oder laut, allein oder zusammen mit Freunden (Bhajan), chanten.
2 Der Bhakta oder Gottgeweihte, der immer irgendwie (liebend) an Krishna (Nitai)  denkt, ist der größte aller Yogis. Siehe auch Bhagavad-Gita 6.47.
3 Aus der Einleitung zur Bhagavad-gita von A. C. Bhaktivedanta Swami Prabhupada.

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